Marcel Odenbach befasst sich in seinen Werken mit dem kollektiven Gedächtnis und der kulturellen Aufarbeitung von Vergangenheit. Sein Film Im Schiffbruch nicht schwimmen können thematisiert die heutige Migrationskrise als Folge des europäischen Kolonialismus. Die Kulisse dafür bildet der Pariser Louvre als Speicher von Geschichte und Ort der Erinnerung. Dort betreten drei afrikanische Männer einen monumentalen Ausstellungsraum und betrachten schweigend Théodore Géricaults Gemälde Das Floß der Medusa (1819). Das weltberühmte Bild erzählt von einer menschlichen Katastrophe auf hoher See im Zusammenhang mit der französischen Kolonialpolitik in Westafrika.
Für diese Arbeit führte Odenbach Interviews mit den drei Männern über ihre Flucht nach Europa. Daraus sind die Zitate entstanden, die vor dem Hintergrund des rauschenden Meeres eingeblendet werden. Sie zeugen von Heimweh, Sorgen, Ängsten und dem Fremdsein im eigenen Land. Die Bildmontage unterstreicht den dramatischen Charakter des Films: Die Kamera wechselt ständig von Ausschnitten aus Géricaults Gemälde zu Close-ups der betrachtenden Männer und zeigt schließlich das Meer als verheißungsvollen und zugleich bedrohlichen Ort der Flucht.
Im Schiffbruch nicht schwimmen können
- Jahr 2011
- Auflage Edition 2/40 (+ 10 AP)
- Material/Technik 1-Kanal-Video (Farbe Ton)
- Maße Variabel
- Laufzeit 8'15''
- Gattung Medienkunst
- Sammlung Sammlung Goetz, München