Die audiovisuelle Installation My Boy, My Horse, My Dog (1997) von Pipilotti Rist entstand in Zusammenhang mit der performativen Arbeit Shooting Divas (1996), die im Centre d‘art contemporain in Genf zu sehen war. Die Künstlerin hatte dafür in dem Ausstellungsraum ein Casting Studio mit Scheinwerfern, Kameras und Mischpult aufgebaut. Auf diese Weise konnten die Besucher*innen den Produktionsprozess einer neuen Arbeit live mitverfolgen.
Rist hatte verschiedene Teilnehmer*innen aufgefordert eines von zwei Liedern zu singen, die sie zusammen mit Andreas Guggisberg geschrieben hatte. Eine von ihnen war die kasachisch-türkische, in Zürich lebende Performerin und Sängerin Saadet Türköz. Im Film My Boy, My Horse, My Dog sieht man die feingliederige, dunkelhaarige Frau in hellblauer Spitzenbluse, die sich mit verträumtem Gesichtsausdruck und schwingenden Armen im Takt der Musik wiegt. Die Überraschung ist perfekt, wenn sie mit rauer, dunkler Stimme beginnt ein poetisch surreales Lied über die intime körperliche Verbindung zu einem Mann auf Türkisch zu singen. Ihre zarte Erscheinung steht nicht nur im Kontrast zu der kraftvollen Stimme, sondern auch zu den intimen Inhalten des Songs. Wer nicht der türkischen Sprache mächtig ist, wird sich auf die expressive Darstellung von Türköz und ihre außergewöhnliche Stimme konzentrieren, mit der sie sowohl weibliche als auch männliche Elemente vereint.
Zu der Installation My Boy, My Horse, My Dog gehört neben dem Videofilm auch noch eine Projektion mit 20 Dias, die in Genf im Rahmen von Shooting Divas entstanden ist und Einblicke in den Produktionsprozess gibt.