Ein Mensch läuft vor einer kargen Landschaft mit einem Rollkoffer.

The Man with the Bag

Sebastian Diaz Morales

  • Jahr 2004
  • Auflage Edition 2/5 (+ 2 a.p.)
  • Material/Technik 1-Kanal-Videoinstallation (Farbe, Ton)
  • Maße Eigener Raum
  • Laufzeit 40'
  • Gattung Medienkunst
  • Sammlung Sammlung Goetz, Medienkunst, München

In die karge Landschaft Patagoniens führt der Film The Man with the Bag von Sebastiàn Diaz Morales. Protagonist ist ein elegant gekleideter Mann mittleren Alters, der einen Rollkoffer hinter sich herzieht. In mehreren Episoden folgt ihm die Kamera über steinigen Boden, durch dorniges Gestrüpp, hinauf zu zerklüftete Felsenformationen, herunter ans Meer und wieder zurück. Der Rollkoffer verwandelt sich dabei in einen Sack Knochen, von denen er sich aber nicht trennen kann.

Zu Beginn hat das etwas Slapstickhaftes, wenn er mit wehendem Mantel und dem komischen Buster Keaton-Hut auf dem Kopf stolpernd voran rennt. Im Laufe des Films wird jedoch klar, dass sich der Mann im Kreis bewegt und das nicht nur im physischen Sinne. So kippt seine ausweglose Situation zunehmend ins Existentielle. Letzte Rettung scheint ein am Horizont langsam herannahendes Auto zu sein, aber auch das stellt sich als Irrtum heraus.

Mit seinem Film The Man with the Bag erzählt Sebastiàn Diaz Morales auf sehr poetische Weise von Erinnerungen aus der Vergangenheit, die man durch sein Leben schleppt, die einem Wurzeln geben aber letztendlich auch daran hindern neue Wege zu gehen.

Dieses Gefühl der Zerrissenheit zeigt Sebastiàn Diaz Morales auch in der filmischen Bearbeitung seines Materials. Er hat die Situation aus der Sicht von zwei verschiedenen Kameras gedreht und als Doppelprojektion zu einem Bild zusammengefügt. Zu Beginn des Films scheinen die beiden Perspektiven nahezu identisch zu sein, driften dann aber immer weiter auseinander. Abstraktion entsteht auch durch eine wie mit einem weißen Stift gezeichnete Horizontlinie, durch die man die Landschaft nicht als real, sondern als konstruiert wahrnimmt.

Sebastiàn Diaz Morales, 1975 in Comodoro Rivadavia, einer Hafen- und Industriestadt in Argentinien geboren und mittlerweile ein in Amsterdam lebender Künstler, kennt die karge Landschaft zwischen der Steppe Patagoniens und der Küste des Atlantiks aus seiner Kindheit. Immer wieder hat er sie zum Thema in seinen Videos gemacht. Durch Elemente der Verfremdung gelingt es ihm den subjektiven Blick auf seine Heimat in eine poetische Metapher für die Zerrissenheit des Menschen zu verwandeln. 

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