Die HD-Videoinstallation Death Mask III (2011) von Ed Atkins gehört zu einer Reihe von Werken, in denen sich der Künstler mit der Repräsentation von Tod und dem Verlust von Materialität im digitalen Bewegtbild beschäftigt. „Das industrielle Kino drängt auf High Definition und 3-D, und gleichzeitig löst sich der Körper des Kinos auf: Es gibt kein Zelluloid, kein Band, keine DVD. Alles, was übrigbleibt, sind diese Fetzen von Code, die bis zu einem gewissen Grad einfach in verschiedenen Medien herumspuken“, erklärt der britische Künstler: „Man hat diesen scheinbar immateriellen Aspekt, der für mich ein Echo auf den toten Körper darstellt, der gleichzeitig präsent und absolut abwesend ist.“ Als Atkins mit der Serie begann, starb auch sein Vater, sodass seine persönlichen Erfahrungen mit Tod und Verlust hineinfließen.
Death Mask III beginnt mit dem Blick aus dem Fenster eines fahrenden Schiffes auf die vorbeiziehende graue trostlose See. Es folgen Sequenzen von einem Mann, der in ein flackerndes Feuer blickt, begleitet von elektronischer Musik, Naturaufnahmen von in Nebelwolken gehüllten Bergen auf La Gomera und Bananenblättern im Sonnenlicht. Es gibt keinen narrativen Zusammenhang zwischen den einzelnen Sequenzen und wenn sich doch so etwas, wie eine kontemplative Stimmung entwickelt, wird sie jäh unterbrochen durch kurze monochrome Schwarz-, Weiß- und Farbblenden, Banner mit Textfragmenten und abrupt wechselndem Sound. Dazwischen flackern Flashbacks in Schwarzweiß auf - wie aus einem Horrorfilm. Death Mask III erscheint wie ein heißer Fiebertraum, in dem sich Erlebtes mit Imaginierten, Traum und Wirklichkeit, Ängste und Sehnsüchte mischen.
Ed Atkins (*1982) gehört zu einer jüngeren Generation von Künstlern, die sich kritisch mit dem wandelnden Bild des Menschen und seiner Selbstwahrnehmung in einer durch digitale Medien geprägten Zeit beschäftigen. Bekannt wurde er vor allem durch seine künstlichen, aber hyperreal wirkenden Bildwelten, in denen Avatare die Gefühle der Betrachter*innen anrühren. Mit seinen technisch ausgefeilten und ästhetisch anziehenden Bildern thematisiert er existentielle menschliche Erfahrungen wie Einsamkeit, Entfremdung, Verlust und Tod in der Post-Internet-Ära.