Um Fremd- und Selbstbestimmung geht es in Keren Cytters Film The Victim, der in seinem Entstehungsjahr 2006 mit dem Baloise Kunst-Preis der Art Basel innerhalb der Art Statements ausgezeichnet wurde. Die 1977 in Tel Aviv geborene Künstlerin hat ihn wie eine Therapiegruppensitzung inszeniert. Die Protagonist*innen verkörpern darin hölzern mit einem Skript in der Hand die Rollen, die ihnen Cytter zugewiesen hat. Es gibt den „Held“, die „naive Person“, das „Opfer“ und die „Zwillinge“, die sich zwar nicht ähnlich sehen, aber ihren Text im Chor sprechen. The Victim wurde bewusst low budget mit den Freunden der Künstlerin in ihrer eigenen Wohnung gedreht. Die Aufnahmen sind verwackelt, über- oder unterbelichtet. Eine kongruente Handlung kommt nicht zustande, denn die Beteiligten spielen sich einerseits selbst und sind andererseits mit der Zuweisung und Überprüfung ihrer Rollen in dem Skript beschäftigt. Cytter hat mit The Victim bewusst eine Versuchsanordnung geschaffen, mit der sie beweisen möchte, dass Skript und Realität nicht zu trennen sind. „Jedes gesprochene Wort, jede Handlung kann meiner Meinung nach als Skript bezeichnet werden. Es berührt ganz alltägliche Themen wie Sicherheit, Unsicherheit und Fremdbestimmung“, erklärt die Künstlerin. Das seltsame Beziehungsgeflecht mit den gegenseitigen Schuldzuweisungen und Verunsicherungen nimmt einen unheilvollen Lauf – zum Schluss tötet sich das Opfer mit Kopfschuss.
The Victim
- Jahr 2006
- Auflage Edition 4/4
- Material/Technik 1-Kanal-Videoinstallation (Farbe, Ton)
- Maße eigner Raum, Projektion lebensgroß
- Laufzeit 5'
- Gattung Medienkust
- Sammlung Sammlung Goetz, Medienkunst, München