Filmausschnitt © Pipilotti Rist/VG BILD-KUNST Bonn

I'm a Victim of this Song

Pipilotti Rist

  • Jahr 1995
  • Auflage Unlimitierte Auflage
  • Material/Technik 1-Kanal-Video (Farbe, Ton)
  • Laufzeit 5' 05''
  • Gattung Medienkunst
  • Sammlung Sammlung Goetz, Medienkunst, München

Viele der frühen 1-Kanal-Videos von Pipilotti Rist beziehen sich auf die Ästhetik von Musikvideoclips aus den 1980er und 1990er Jahren. In I’m a Victim of this Song interpretiert sie zusammen mit Andreas Guggisberg den 1989 erschienen Song Wicked Game von Chris Isaac, der als Filmmusik von David Lynchs Film Wild at Heart 1990 zu einem Top-10-Hit avancierte. 1991 drehte Herb Ritts ein in Schwarz-Weiß gehaltenes Musikvideo zu dem Song, das bei den MTV Video Music Awards ausgezeichnet wurde. Es zeigt unterbrochen von ziehenden Wolken das Liebesspiel von Chris Isaac mit dem damaligen Top-Modell Helena Christensen an einem mit Palmen gesäumten menschenleeren Strand und bedient so ziemlich alle Klischees von der romantischen Liebe. Auch Pipilotti Rists Interpretation beginnt mit Wolkenbildern, die sie digital bearbeitet hat. Sie führen jedoch nicht an einen Südseestrand, sondern enden im Pflanzkübel ihres Wiener Lieblingskaffees. Von dort schwenkt die Kamera durch den Raum, streift die Gäste, verweilt bei einer lesenden Frau und fokussiert kurz den Kellner. Anders als in dem Video von Herb Ritts konzentriert sich Rist auf die Wolkenformationen, in denen Bilder wie Erinnerungsfragmente auftauchen und wieder verschwinden.

„Das Rohmaterial für I’m A Victim Of This Song entstand, weil ich die 15 verschiedenen Lampenmodelle in meinem Lieblingscafé Prückel in Wien filmen wollte. Erst später habe ich entdeckt, dass eine Frau ein Buch liest, andere Karten spielen. Der poetische Effekt war so viel stärker, als wenn ich sie direkt gefilmt hätte“, erklärte Rist in einem Interview. Die absichtslose Poesie, die sich durch die leicht verwackelten und etwas unscharfen Bilder ergibt, wird zum Ende konterkariert durch die Stimme der Künstlerin, die sich in ein hysterisches Kreischen verwandelt und an die schmerzhafte Seite von romantischen Liebesbeziehungen erinnert.

Weitere Vorschläge