Bis in die 1960er Jahre wurden in Australien indigene Kinder ihren Familien entrissen, um sie zu Dienstmädchen und Hilfsarbeitern zu erziehen, oder an weißhäutige Adoptiveltern abzugeben. In ihrem ikonischen Kurzfilm Night Cries thematisiert die australische Künstlerin Tracey Moffatt das Schicksal der sogenannten „gestohlenen Generationen“ als Opfer der kolonialen Assimilationspolitik.
Vor einer künstlich wirkenden Studiokulisse spielt sich die traumatische Geschichte einer weißen alten Frau und der sie pflegenden, indigenen Adoptivtochter ab. Fürsorge und Gewalt, Bindung und Missbrauch machen ihr ambivalentes Verhältnis aus. Einspielungen des christlich geprägten Liedes Royal Telephone (1963) von Jimmy Little, einem australischen Sänger indigener Herkunft, umrahmt die Handlung auf beklemmende Art und Weise.
Sowohl inhaltlich als auch formalästhetisch zitiert Night Cries den rassistischen Spielfilm Jedda (1955) vom australischen Regisseur Charles Chauvel. 1990 erhielt Tracey Moffatt zum ersten Mal große Anerkennung von der Kritik, als ihr Kurzfilm für den offiziellen Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes ausgewählt wurde.
Night Cries – A Rural Tragedy
- Jahr 1989
- Auflage Unlimitierte Auflage
- Material/Technik 1-Kanal-Video (Farbe, Ton)
- Maße Variabel
- Laufzeit 16' 34''
- Gattung Medienkunst
- Sammlung Sammlung Goetz, Medienkunst, München