Filmausschnitt © Keren Cytter

French Film

Keren Cytter

  • Jahr 2002
  • Auflage Edition 1/4
  • Material/Technik 1-Kanal-Videoinstallation (Farbe, Ton)
  • Maße Eigener Raum, Projektion lebensgroß
  • Laufzeit 11' 50''
  • Gattung Medienkunst
  • Sammlung Sammlung Goetz, Medienkunst, München

French Film (2003) erscheint wie ein autobiografisches Videotagebuch des männlichen Protagonisten Lior Schamriz, das seine letzten Tage in Tel Aviv vor seine Abreise nach Paris dokumentiert. Verwackelte, über- oder unterbelichtete Bilder, gefilmt mit einer Handkamera, fangen den Blick auf ein Stück blauen Himmel durch ein regennasses Fenster ein, führen die Zuschauer*innen durch sein Viertel in sein Lieblingscafé und machen ihn mit seinen Familienmitgliedern und Freund*innen vertraut. Aus dem Off kommentiert eine männliche Erzählstimme in Französisch aus der Ich-Perspektive die Aufnahmen, schafft so eine intime Verbindung zu den Betrachter*innen und lässt sie sogar an seinen Gefühlen beim Pornofilmschauen teilhaben. Die Nähe ist konstruiert, genauso wie die scheinbar authentische Schilderung des Protagonisten.

Wie in vielen ihrer frühen Kurzfilme hat die 1977 in Tel Aviv geborene Keren Cytter ihre eigenen Familienmitglieder und Freund*innen als Darsteller*innen miteinbezogen. Sie spielen sich selbst oder andere Personen aus dem privaten Umfeld der Künstlerin. French Film entstand im selben Jahr als Cytter Tel Aviv verließ, um nach Amsterdam überzusiedeln. Es liegt nahe in den Schilderungen des männlichen Protagonisten autobiografischen Bezüge zu sehen, zumal die Familienmitglieder von ihren Angehörigen selbst gespielt werden. Doch French Film ist vielschichtiger angelegt. Es vermischen sich auf eine experimentelle Art und Weise Dokumentation und Fiktion, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

French Film kreist um den Komponisten und Filmemacher Lior Schamriz, seiner Liebe zur Musik, seinen Erinnerungen, Träumen und Vorstellungen von seinem zukünftigen Leben in Paris. Wie in vielen Filmen Cytters sind Bild- und Tonspur entkoppelt und beleuchten das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven. Der Erzählfluss des Protagonisten wird unterbrochen von Weiß-, Blau- und Rotblenden, den Farben der französischen Flagge. Dazu ertönen Musiksequenzen von Johannes Brahms, Eric Satie und Edith Piaf. Euphorische Vorfreude auf ein Leben in der französischen Metropole? Oder bereut er es bereits, Tel Aviv verlassen zu haben?

Im letzten Drittel kippt der Film ins Alptraumhafte. Der Protagonist verliert sich in destruktiver Selbstreflektion, die nur die Erinnerung an die Gespräche mit seiner Freundin Naamah durchbricht, wie ein wärmender Sonnenstrahl dunkle Wolken bei Regenwetter.

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