© Christoph Brech/VG BILD-KUNST Bonn
  • Jahr 2004
  • Auflage Edition 1/5
  • Material/Technik 1-Kanal-Video (Farbe, Ton)
    (Projektion oder Monitor)
  • Maße Variabel
  • Laufzeit 7' 12'' Loop
  • Gattung Medienkunst
  • Sammlung Sammlung Goetz, Medienkunst, München

Québec an einem eiskalten Februartag 2004. Der Künstler Christoph Brech schaut zum letzten Mal aus dem großen Panoramafenster der Privatvilla, wo er seit fünf Tagen zu Gast ist, auf den Sankt-Lorenz-Strom. Schon seit Beginn seines Aufenthalts in der kanadischen Stadt war er fasziniert von dem Naturschauspiel, dass sich bei -32 Grad täglich vor seinen Augen ereignete. Riesige Containerschiffe pflügten sich schwerfällig durch den von Eis bedeckten Fluss. Zu gerne hätte er diese atemberaubenden Szenen mit seiner Filmkamera festgehalten, aber es schien sich keine geeignete Gelegenheit dafür zu bieten.

Am Tag seiner Abreise hatte er Glück, denn aus dem Fenster des Hauses konnte er erkennen, dass sich aus der Ferne ein Eisbrecher und ein darauffolgendes Frachtschiff näherten. Schnell packte er seine Kamera aus und brachte sie in Position. Erste Sonnenstrahlen brachen in dieser frühen Morgenstunde durch die Nebelschwaden auf dem Sankt-Lorenz-Strom als Vorboten des beginnenden Tages. Während der Nacht hatten sich die Eischollen zu einer bizarren Landschaft zusammengeschoben, die vom frühen Morgenlicht beschienen, eine mystisch erhabene Stimmung ähnlich wie in einem Gemälde von Caspar David Friedrich vermittelten.

Christoph Brech hat diesen wunderbaren Moment in seinem Film Break eingefangen. Er beginnt mit einer Großaufnahme der Szene, die ebenso einem abstrakten Bild von Mark Rothko nachempfunden sein könnte. Langsam kämpft sich der Eisbrecher durch den zugefrorenen Fluss und gräbt eine Fahrrinne in das Eis, durch die nur wenige Minuten später majestätisch ein großes schwarzes Frachtschiff gleitet. Die filmische Sequenz wird musikalisch durch ein auf- und abschwellendes dumpfes Grollen begleitet, das aber nicht vom brechenden Eis oder von den Motoren der Schiffe stammt.

Brech hat dafür eine kurze Passage aus Richard Wagners Oper Das Rheingold ausgewählt, verlangsamt und rückwärts eingespielt (wir empfehlen Kopfhörer für ein besseres Sound-Erlebnis!). In der berühmten Oper, die den Auftakt zu Wagners monumentalem Epos Der Ring des Nibelungen bildet, geht es um einen mysteriösen Goldschatz, der bewacht von den drei Rheintöchtern an der tiefsten und kältesten Stelle des Flusses liegt. Ein goldenes Glänzen an der Wasseroberfläche lässt den Schatz in der Tiefe erahnen. Das lockt auch den bösen Zwerg Alberich an, dem es durch eine List gelingt, den Rheintöchtern das Gold zu rauben. Mit Alberichs macht- und habgierigem Handeln nimmt das Drama um den Ring des Nibelungen seinen Lauf. Das alles muss man nicht wissen, um von Christoph Brechs erhabenen Werk fasziniert zu sein. Aber das gewaltsame Eindringen des Eisbrechers in die Natur, der aufsteigende Dampf aus dem daraus freigelegten wärmeren Wasser, der sich mit dem Qualm aus den Schornsteinen der Schiffe und der eiskalten Morgenluft mischt, lässt sich ebenso als eine machtvolle Geste menschlichen Handelns und Expansionsstrebens interpretieren. Schließlich ist der Sankt-Lorenz-Strom eine der verkehrsreichsten Binnenwasserstraßen der Erde, durch die Güter von einem Kontinent zum anderen transportiert werden.

Mit seinem Film Break hat Brech ein Kurzdrama geschaffen, das zwischen Naturalismus und Abstraktion oszilliert und die künstlerischen Wurzeln seines Urhebers in der Malerei ebenso wie seine Liebe zur Natur erahnen lässt. Nach einer Ausbildung zum Gärtner studierte Brech Malerei und Grafik an der Akademie der bildenden Künste in München. Ende der 1990er Jahre wurde der Videofilm zu seinem vorrangigen künstlerischen Medium. Daneben entstanden Fotografien, Installationen, Kunst am Bau Projekte und Arbeiten für den öffentlichen Raum. Thematisch beschäftigt er sich in seinem Werk, in dem oftmals Musik eine zentrale Rolle spielt, mit der Wahrnehmung von Zeit und Raum.

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